Samstag, 30. April 2011

Bariloche, fast wie in der Schweiz

Bariloche wurde im Reiseführer als das St.Moritz von Südamerika
beschrieben. Es war dann zum Glück nicht ganz so teuer. Aber sonst hat
es schon etwas - wir waren zwar mehr an Zermatt erinnert, aber auf jeden
Fall so ein Alpenskiort. Das fing schon an, dass unser Hostel gleich
hinter dem Hotel Edelweiss und dem Hotel Alpenglow lag. Ausserdem konnte
man Fotos mit Bernhardinerhunden machen oder in einer der unzähligen
Confiterias Schokolade in jeder erdenklichen Form geniessen. Bariloche
ist die Schokoladen-Hauptstadt von Argentinien. Dies wird auf viele Schokoladen als Qualitätsmerkmal angepriesen.
Gleich neben Bariloche gibt es noch die Colonia Suiza, die mussten wir natürlich besuchen. 1895 wanderten ein paar Walliser nach Bariloche aus
und gründeten dort eben die Colonia Suiza. Heute gibt es dort ein paar
Restaurants die auch Rösti und Apfelstrudel auf der Speisekarte haben
und sonst ist es mehr ein Aussteigerort. Dreimal in der Woche findet ein
Handwerksmarkt statt auf dem die Leute ihre selbstgemachten Dinge
verkaufen. Diese sind von sehr unterschiedlichen Qualität und Ästhetik (wir konnten uns knapp zurückhalten jemanden mit einem Souvenir-Troll zu
bestrafen) Den Schweizer Einfluss fühlt man in Bariloche aber fast mehr
als in der Colonia selbst. Neben der Schokolade gibt es auch noch
Fonduebeizen und viele Outdoorgeschäfte, natürlich alles in Gebäude die
im Chalet-Stil gebaut sind, eben wie in einem Schweizer Skiort.
Neben diesem überbordenden Alpenkitsch liegt Bariloche aber tatsächlich
in einer wunderschönen Gegend, dem Lake-district. Seen wechseln sich mit
dichten Wäldern ab und werden von schneebedeckten Bergspitzen überragt.
Es muss zum Wandern wunderschön sein. Allerdings hatten wir kein grosses Glück mit dem Wetter. Da Regen und Schnee angekündet war, beschränkten wir uns auf eine 2-tägige Rundfahrt mit einem Mietauto entlang der berühmten 7-Seen-Route.

Freitag, 22. April 2011

Andys Lieblingsessen

Andy hat fast in jedem Land ein absolutes Lieblingsessen, dass er mindestens einmal am Tag essen muss. Etwa die Bauzi in China, gedämpfte Teigkugeln die mit Fleisch gefüllt sind. Bei jedem Hostel musste er erst den nächsten Bauzi-Stand finden, damit er am Morgen sein Bauzi holen konnte. Gab es kein Bauzi, war das gar kein guter Tag für Andy. In Vietnam war es die Pho ein zugegebenermassen köstliche Nudelsuppe, die wir dann oft auch zweimal täglich essen gehen mussten. In Peru war es der Lomo Saltado, Rindsfiletstreifen mit Gemüse und Soyasauce im Wok angebraten, mit Reis UND Pommes Frittes serviert. Auch hier verging kaum ein Tag an dem wir nicht mindestens einmal einen Lomo Saltado hatten, zum Glück war es das Nationalgericht. In Argentinien ist es nun natürlich das Steak. Von dem ist Andy schon fast besessen. Kaum hat er die Augen am Morgen geöffnet, kommt auch schon die Frage, ob wir heute Steak essen gehen. Auf keinen Fall sollte man dann "nein" sagen, denn dann würde er vermutlich gar nicht erst aufstehen. Und als wir gestern herrliches Zürigschnetzlets zum Znacht machten (natürlich aus Rindsfilet) fand er es schon gut, bereute aber, dass ihm an diesem Abend eine Gelegenheit entgangen ist bei der er ein Steak verzehren konnte.
Bei all diesen Gerichten muss man aber auch sagen, dass sie die absoluten Nationalgerichte sind und von den Einheimischen wohl fast so oft gegessen werden. Man könnte daher auch einfach von einer kulinarischen Anpassung sprechen - obwohl ein bisschen mehr als das ist es dann glaubs doch. Aber Andy macht's glücklich und das ist die Hauptsache!

Dienstag, 19. April 2011

Mendoza

Mendoza war unser erster Stop in Argentinien und natürlich hatten wir hohe Erwartungen. Argentinien als das Land des Rindfleisch und Wein. Und Mendoza insbesondere als Hauptstadt des Weins in Argentinien. Nach einer wunderschönen Fahrt durch die Anden erreichten wir Mendoza am Abend und wurden schon im ersten Restaurant nicht enttäuscht. Das Bife Chorizo wurde von Andy als pure Glückseeligkeit beschrieben.
Am nächsten Tag machten wir uns zusammen mit Autum, einer Amerikanerin aus unserem Hostel, auf die Weindegustationstour. Diese kann man im
Nachbarort Maipu gemütlich mit dem Velo machen. So besichtigten wir das Weinmuseum, eine Schokoladenfabrik, eine Olivenölproduktion und ein Biergarten. Danach kam endlich das erste Weingut. Das war allerdings so hübsch, die Weine ausgezeichnet und die Terrasse so gemütlich, dass wir dort bis zum Ladenschluss sitzen blieben. Und danach wieder zur Velovermietung zurückradelten, wo wir nochmals etliche Stunden bei billigem Wein und mit lustigen Gesprächen sitzen blieben.

Von dieser Anstrengung mussten wir uns erst einmal erholen (vor allem die Leber) daher verbrachten wir den nächsten Tag mit Autumn und Matthew (ebenfalls aus U.S.A.) in einem Thermalbad. Dieses lag wunderschön zwischen den Bergen und das Wasser herrlich warm. Um genau zu sein, war es so warm, dass wir immer fauler wurden. Wir begannen endlos darüber zu sprechen, dass wir nun raus sollten und vielleicht noch etwas in den Bergen spazieren. Die Motivation war aber sehr gering und nach einer gewissen Zeit war auch eher das Problem, dass wir langsam Hunger bekamen aber nach wie vor viel zu faul waren um uns in irgendeiner weise zu bewegen - ein bisschen als wären wir bekifft, wie wir feststellten und dann darüber endlos lachen mussten. Vielleicht lag es auch an den Schwefeldämpfen. Zum Schluss schafften wir es aber dann zum Glück doch noch.

Am Abend zurück im Hostel entschieden wir wieder einmal zu grillieren. Im Supermarkt kauften wir 1.5kg Rindfleisch (zwei ganze Fillets) Diese kamen zusammen mit Gemüse, Kartoffeln und Knoblauchbrot auf den Grill.
Und was soll man sagen - es war einfach herrlich. Wir hatten noch nie so ein gutes Stück Fleisch gegessen. Das Fleisch war so zart, dass man es mit der Gabel zerteilen konnte. Autumn, die früher Veganerin war, betonte immer wieder wie froh sie sei, dass sie nun wieder Fleisch esse und das geniessen könne. Und auch Matthew musste nach jedem (!) Bissen wohlige Geräusche von sich geben. (Nur schon beim Gedanken daran läuft mir das Wasser wieder im Mund zusammen).
Die erste Station in Argentinien erfüllte unsere Erwartungen also voll und ganz!

Sonntag, 17. April 2011

Valparaiso - Hafenkneipen und Standseilbahnen

Zwei stunden busfahrt von santiago liegt die stadt Valparaiso. Es
war früher mal der wichtigste hochseehafen an der amerikanischen
westküste, weil alle schiffe die um kap horn herum gedampft sind dort
zum ersten mal halten konnten. so gelangten vor allem während dem
kalifornischen goldrausch sehr viele europäische einwanderer in diese
stadt, die bald zum kultur- und handelszentrum wurde.
mit der eröffnung des panamakanals 1914 verlor Valparaiso schlagartig
seine bedeutung. alle wichtigen leute wanderten ins nahe gelegene
santiago ab und die stadt verschwand in der versenkung. im jahr 2003
erfolgte dann die wiederauferstehung indem das ganze historische
stadtzentrum zum unesco-weltkulturerbe erklärt wurde. danach begann der
tourismus zu wachsen und die kreuzfahrtschiffe stoppen hier auch wieder.
das faszinierende der stadt ist eben die topographie. vom flachen
hafenareal kann man mit kleinen standseilbahnen in die historischen
quartiere auf den hügeln hochfahren. leider sind aktuell nur 4 von den
16 standseilbahnen noch in betrieb, weil sich niemand um den unterhalt
schert. in einem längeren geführten spaziergang erkundeten wir die
verschiedenen quartiere auf den hügeln um die bucht. dabei entdeckte man
viele gebäude, die vom erdbeben anfangs 2010 stark beschädigt oder
zerstört waren. und wegen dem denkmalschutz kann man die auch nicht so
einfach wieder aufbauen.
da die stadt früher ein bildungszentrum war und immer noch voller
universitäten ist, entwickelte sich dort eine lebhafte kunstszene, die
vor allem bekannt ist für die vielen street-artists, und so sieht man an
jeder freien fläche die vielseitigsten graffitis. unseren
stadtspaziergang beendeten wir in der ältesten hafenkneipe der stadt, wo
wir die berühmten meeresfrüchte assen. typisch für eine schmutzige
hafenkneipe entdeckten wir dann zwischen den meeresfrüchten eine
monströse kakerlake, was uns dann den appetit für meeresfrüchte bis auf
weiteres abgestellt hat.

Freitag, 15. April 2011

Santiago de Chile

In Santiago genossen wir wieder einmal richtig westlichen Luxus! Im Hostel La Principesa Insolente (die unverschämte Prinzessin) gab es die besten Betten, die wir auf der ganzen Reise hatten, mit richtigen Daunendecken. Dies war allerdings auch ein bisschen problematisch, viele
unserer Zimmergenossen (aus Kostengründen waren wir in einem Dorm) wollten ihre gar nie mehr verlassen. So war irgendwie immer jemand am schlafen und man musste leise sein.
Aber auch sonst war das Hostel ein Traum mit super Terrasse und Grill - da musste natürlich auch ein gutes Stück Fleisch drauf. Mit ein paar Deutschen machten wir ein tolles Barbeque - mit bestem Entrecote (welches ich bei fast jedem Bissen loben musste, weil es einfach soooooo unglaublich gut war).
Trotzdem schafften wir es auch aus dem Hostel und dank der Free  Walkingtour entdeckten wir wunderschöne und sehr vielfältige Quartiere
in Santiago. Besonders das Quartier um die grossen Unis (Bellavista) mit seinen vielen Bars und Restaurants gefiel uns sehr gut.
Und dann waren wir auch noch am Roxette-Konzert. Ja, die gibt's immer noch und ja, sie sind alt geworden, aber die Lieder kennen wir immer noch, die haben sich wohl als Teenager für immer in unsere Gehirne eingebrannt. Und ganz ehrlich bei einigen habe ich erst am Konzert den Text wirklich verstanden, es war allerdings nicht wirklich eine Erleuchtung, aber das erwartet man bei Roxette ja auch nicht. Uns hat es trotzdem viel Spass gemacht!

Donnerstag, 7. April 2011

Salar de Uyuni - Salz und Staub

für backpacker gibt es in bolivien vor allem zwei ziele, die death road und die salar de uyuni. da wir entschieden haben, für das downhillbiken
auf der gefährlichsten strasse der welt definitiv zu alt zu sein machten wir uns auf in den südwesten des landes, wo die berühmte salzwüste salar
de uyuni liegt.
man liest im internet viele horrorgeschichten von schrecklichen touranbietern, deshalb haben wir uns im vorfeld etwas erkundigt uns eine
beachtliche liste von "schlechten" und eine kleine liste von "guten" touranbietern erstellt. aber schlussendlich ist es sowieso nur glücksache, was für einen fahrer/tourguide du erwischt. und wir hatten wieder mal wahnsinnig schwein (für die backpacker unter euch: blue line tours). unser toyota landrover 4x4 war nicht bis zum bersten gefüllt und unsere mitreisenden waren sehr angenehme leute. und wir waren reisetechnisch ja fast die greenhorns im wagen, da die südafrikaner/namibier mit deutschen wurzeln schon einiges länger als wir
unterwegs waren. und der franzose scheint schon seit einigen jahren unterwegs zu sein, auf jeden fall hat er schon auf der ganzen welt gelebt. dazu kam noch die engländerin mit indischer abstammung, das team war also sehr international.
die dreitägige tour war dann wirklich fantastisch. die berühmte salzpfanne ist zu dieser jahreszeit noch mit knöcheltiefem salzwasser gefüllt, was ein atemberaubendes panorama ergibt, bei dem man nicht weiss, wo unten aufhört und oben anfängt. der eisenbahnfriedhof hat natürlich dem leicht ferrophilen andy ganz besonders gefallen. die stundenlangen fahrten durch die wüste vertrieben wir uns mit angeregten diskussionen mit den mitreisenden.

die erste nacht schliefen wir in einem vollständig aus salzblöcken erbauten salzhotel, die zweite nacht war dann noch etwas einfacher aber weit entfernt von den horrorgeschichten aus dem internet. aber unsere erwartungen an solche tours sind auch nicht allzuhoch, solange wir nicht verhungern und der fahrer anständig fährt sind wir zufrieden. und das essen war sehr gut und unser grantiger alter fahrer mit grob geschätzt zwei zähnen im mund manövrierte uns sicher durch die felswüste. einmal ist er sogar nochmals umgekehrt (grummelnd) damit wir den würstli wieder einfangen konnten, der uns beim zwischenstop am flamingosee davongelaufen ist. wahrscheinlich hat ihm die landschaft so gefallen oder er wollte sich etwas unter die flamingos mischen (die haben ja auch
die gleiche farbe wie er). auf jeden fall konnten wir ihn wieder einfangen und ab jetzt lassen wir ihn nicht mehr aus der handtasche.

roter See mit Flamingos und Vulkan
am dritten tag begannen wir noch mitten in der eiskalten nacht mit dem besuch von fauchenden geysiren um uns dann anschliessend bei
sonnenaufgang in den warmen quellen  aufzuwärmen, ein wirklich magisches erlebnis. anschliessend kamen dann verschiedene seen mit
unterschiedlichster färbung. ein grüner see mit giftigem kupfer drin, ein roter see, wo die flamingos rote mikroorganismen verspeisen und sich so ihre federfarbe abholen. ein weisser see mit borax drin und ein
schwarzer see in dem die inkas ihre schätze versteckt haben sollen.
eindrücklich auch die "Salvador Dali - Wüste", in der der berühmte Maler
einige seiner berühmtesten Werke gemalt hat. und tatsächlich hätten in diese surreale landschaft einige geschmolzene uhren prima reingepasst.
wir wurden dann im südlichsten zipfel dieser wüste an einem kleinen zollhäuschen abgesetzt wo wir nach dem bezahlen von 2 franken schmiergeld unsere bolivischen ausreisestempel erhielten. auf
wunderschön betonierten strassen fuhren wir dann nach chile rein und erreichten die wüstenstadt san pedro de atacama. von dort aus könnte man
touren unternehmen, bei denen man noch mehr wüste anschauen kann (diesmal einfach die atacamawüste). darauf hatten wir dann aber keine lust mehr und fuhren in einer 23-stündigen busfahrt direkt nach santiago
de chile weiter.

Montag, 4. April 2011

La Paz - Röcke und Hexereien

Insgesamt ist La Paz nicht gerade eine Schönheit von einer Stadt. Aber die faszinierenden Röcke der indigenen Frauen machen das wieder ein bisschen wett. Die traditionelle Andenfrau trägt mindesten 3 Lagen von Röcken, dabei geht natürlich jede Ahnung von Körperform verloren (oder vielleicht haben hier wirklich alle Frauen riesige Hintern). Mich nahm es auf jeden Fall wunder, wie denn nun die Unterröcke aussehen - von denen sieht man höchsten mal ein paar Spitzen, wenn man hinter einer Frau die steilen Treppen hoch geht und von diesen hat es nicht wenige in La Paz, da die Stadt in einem Talkessel liegt. Nun aber zu den Unterröcken - zufällig hatte es gerade gegenüber von unserem Hostal einen Laden, der welche verkaufte. Man kann sie in allen Farben haben und sie haben beim Bund tatsächlich noch eine extra Stofflage, damit sich der Rock auch wirklich schön über dem Hintern bauscht -eben das lateinamerikanische Schönheitsideal.

Eine andere faszinierende Sache war der Hexenmarkt. Hier konnte man getrocknete Lama Embryos und Babys kaufen, zu welchem Zweck wissen wir allerdings nicht. Ausserdem gab es auch noch Amulette und Zauberarrangements. Diese waren nicht unähnlich einem Geschenkkorb. Viele enthielten Dinge aus Wachs, etwa kleine Pärchen (wohl für die Liebe) oder Papiergeld. Vermutlich wurde das dann angezündet. Und natürlich gab es auch für die Touristen handliche kleine Zauber entweder für Liebe, Geld und Reise (sehr praktisch) oder für Intelligenz, Erfolg im Beruf und Reichtum (auch das schadet nie). Diese waren in Medizinalfläschchen abgefüllt, innen ein paar goldige Figürchen, farbiger Wachs und viel Glitzer - der scheint auch bei allen Zauberdingen eine Rolle zu spielen, oder vielleicht bringt er auch einfach nur mehr Umsatz. Hier wird insgesamt auch nicht so stark zwischen dem Naturglauben der Ureinwohner und dem katholischen Glauben
getrennt. So nach dem Motto, lieber mal zur Sicherheit zu beiden Beten.