Dienstag, 28. September 2010

Nanjing - Geschichtsunterricht auf chinesisch

in einer 30-stündigen zugfahrt sind wir nach nanjing gefahren. nan
bedeutet süden und so ist nan-jing die südliche hauptstadt, während
bei-jing die nördliche hauptstadt ist. alles klar? das areal um den
konfuzius-palast herum ist wieder mal ein chinesisches disneyland, also
der perfekte ort, um die zeit des herbstfestes zu verbringen.
der hauptgrund für den besuch dieser stadt ist aber für die meisten
touristen die bewegte geschichte. nanjing war die chinesische hauptstadt
als die japaner das chinesische festland 1937 eroberten. während 6
wochen mordeten, brandschatzten und vergewaltigten die japanischen
soldaten in der stadt hemmungslos und brachten dabei 200'000-300'000
zivilisten um. diese episode, auch "the rape of nanking" genannt ging
als beispiel menschlicher abgründe in die geschichte ein und ist auch
heute noch ein grund für politische differenzen. (sehr eindrücklich
beschrieben in mo hayders buch "tokyo").
die chinesen stellten auf den exhumierten massengräbern ein riesiges
museum/gedenkstätte auf, das die hauptattraktion von nanjing darstellt.
eigentlich ein sehr eindrückliches museum, alles auf englisch,
chinesisch und japanisch (!) beschriftet, aber eben... wir wurden das
gefühl nicht los, dass man uns da ein bisschen zu manipulieren versucht.
zum einen machen die chinesen aus allem ein disneyland und die mit ton-
und lichtefekten untermalten bilder der gräuel waren doch irgendwie
deplaziert.
und zum anderen nehmen es die chinesen nicht ganz genau mit der
geschichtsschreibung. so durften wir erfahren, dass der
chinesisch-japanische krieg von der glorreichen sozialistischen partei
chinas unter ihrem vorsitzenden mao zedong gewonnen wurde, und sich
japan am 15. august 1945 der chinesischen übermacht ergeben hat. von
amerikanischer beteiligung oder gar von zwei atombomben wurde gar nichts
gesagt. und die verzerrung der geschichte wird umso grotesker wenn man
bedenkt, dass wir uns im land mit den meisten vollstreckten todesstrafen
der welt befinden, vom thema menschenrechte ganz zu schweigen.

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